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(2012) Die Grenzen des Revisionismus, Dordrecht, Springer.
Gegenstand dieses Kapitels ist die Frage, welche Gründe für die Annahme sprechen, Kants Programm einer transzendentalen Wissenschaftsbegründung sei der Revision bedürftig. In heutigen Ohren mag diese Fragestellung fast schon komisch klingen. Denn die Rede von der ‚Revision" suggeriert, dass das, was da revidiert werden soll, es immerhin wert ist, revidiert zu werden, und eben dies scheint angesichts der Wissenschaftsauffassung Kants in unseren Tagen kaum noch jemand so zu sehen. Vielmehr ist es so, dass Kant im Kontext des systematischen wissenschaftsphilosophischen Diskurses weitestgehend ignoriert wird. Das war nicht immer so. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert galt die Philosophie Kants — zumindest im deutschsprachigen Raum — als diejenige Instanz, von der die stärksten Impulse einer sich den Anforderungen der erstarkenden Naturwissenschaften stellenden Reflexion auf die Bedingungen und Grenzen der wissenschaftlichen Begriffs- und Theoriebildung ausgingen. Davon zeugen nicht nur die diversen Haupt- und Nebenströmungen des sog. Neukantianismus, sondern vor allem auch die Tatsache, dass viele praktizierende Naturwissenschaftler selbst im kritizistischen Ansatz Kants die einzig angemessene Antwort auf die spekulativen ‚Exzesse" der in Aufsehen erregender Weise zusammengebrochenen Naturphilosophie des deutschen Idealismus sahen.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-7091-0966-3_2
Full citation:
Neuber, M. (2012). Gründe für den Revisionismus, in Die Grenzen des Revisionismus, Dordrecht, Springer, pp. 23-43.
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