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218650

(1986) Politische Wissenschaft und Politische Ordnung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Staat und Krieg

Aus der Geschichte gelernt?

Klaus Jürgen Gantzel

pp. 423-447

Auf dem "Bonner Gipfel" im Mai 1985 erklärten die Staats- und Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland, Fankreichs, Italiens, Japans, Kanadas, Großbritanniens und der USA sowie der Präsident der EG-Kommission zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges sehr selbstzufrieden: "Wir bekennen, daß wir es … schuldig sind, Frieden … in unseren Ländern und in der Welt aufrechtzuerhalten. Wir haben aus der Geschichte gelernt. Das Ende des Krieges war zugleich ein Neubeginn …" (Frankfurter Rundschau, 4.5. 1985: 2) — Wirklich? Seitdem bis Ende 1984 haben Großbritannien 17 mal, Frankreich 14 mal und die USA 12 mal Krieg geführt oder in den Kriegen anderer mitgekämpft und führen damit die lange Liste kriegführender Staaten an1. Und alle auf dem Gipfel vertretenen Staaten — Japan ausgenommen und Kanada nur geringfügig — haben kräftig zur Militarisierung des Ost-West-Konflikts und der Dritten Welt beigetragen. Doch auch die meisten der vom Gipfel Ausgeschlossenen sind nicht berechtigt, auf jene Heuchelei mit dem Finger zu zeigen (wobei ja bekanntlich ohnehin drei Finger auf einen selbst zurückzeigen): diejenigen, die auf verschiedenen "realexistierenden" sozialistischen Gipfeln sitzen wie die VR China (9 Kriege) und die UdSSR (3 Kriege2); diejenigen, die vielleicht einmal Gipfelhöhen erklimmen werden wie z. B. Indien oder Südafrika (je 10 Kriege); schließlich diejenigen, die sich mit Schau-Plätzen am Fuße eines der Gipfel begnügen müssen, also die Masse der Peripherie-Staaten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-86109-2_32

Full citation:

Gantzel, K. (1986)., Staat und Krieg: Aus der Geschichte gelernt?, in M. Kaase (Hrsg.), Politische Wissenschaft und Politische Ordnung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 423-447.

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