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220554

(1999) Konzepte der Moderne, Stuttgart, Metzler.

Ästhetische Subjektivität

Zu einem Grundbegriff moderner Ästhetik

Christoph Menke

pp. 593-611

Im zweiten Teil von Die Ordnung der Dinge hat M. Foucault eine Diagnose der Moderne als Epoche des »Menschen« vorgetragen, die die beiden großen geschichtsphilosophischen Konstruktionen, die die Selbstverständigung der Moderne bestimmt haben (und bestimmen), miteinander verbindet: die Hegels und die Heideggers. Der geschichtsphilosophische Rahmen von Fou-caults Bestimmung der Moderne ist der Heideggers: Die Moderne, oder wie Heidegger zu sagen vorzieht: die »Neuzeit«, ist die Epoche der »Herrschaft der Subjektivität«. Sie hat zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit begonnen — »[v]or dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts existierte der Mensch nicht«1 —, und in der Gegenwart hat sie sich aufzulösen begonnen: »In unserer heutigen Zeit kann man nur noch in der Leere des verschwundenen Menschen denken.« (412) Über beides, die Datierung des Anfangs und die Logik der Überwindung der Moderne, stimmen Foucault und Heidegger nicht überein. Aber wie Heidegger, so versteht auch Foucault die Moderne als ein homogenes Feld, das in all seinen Elementen von einem Grundprinzip — Heidegger schrieb: von einem »Wesensgrund« — bestimmt ist, dem Konzept des »Menschen«. In dessen struktureller Bestimmung hingegen folgt Foucault Hegel: Foucaults »Mensch« ist Hegels »absolutes Subjekt« (in der von Hyp-polite und Kojéve vorgestellten anthropologischen Lektüre).2 Nicht schon das cartesianische Cogito (das als Grundlage nicht taugt, sondern an Gott appelliert) und kaum erst das Kantische Transzendentalsubjekt (das ebenfalls als Grundlage nicht taugt, sondern hinter den Erscheinungen verhängt und unzugänglich verharrt) erfüllt Foucaults Begriff des »Menschen«.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05565-1_29

Full citation:

Menke, C. (1999)., Ästhetische Subjektivität: Zu einem Grundbegriff moderner Ästhetik, in G. Von Graevenitz (Hrsg.), Konzepte der Moderne, Stuttgart, Metzler, pp. 593-611.

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