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221020

(1998) Einheit und Widerspruch II, Stuttgart, Metzler.

Von der Subjektivität der Wahrnehmung zur Objektivität des Begriffs

Hans Heinz Holz

pp. 208-229

In den Antagonismus zwischen Schulmetaphysik und Skeptizismus gestellt und auf die sensualistische Voraussetzung eingeschworen, alle Erkenntnis stamme aus den Sinnesempfindungen, hatte Kant die »kopernikanische Wende« vollzogen, eine »Veränderung der Denkart«, die die Problemstellung aller nach-kantischen Philosophie präjudizierte. Kant vermochte den naiven Sensualismus Lockes und seiner Nachfolger nicht einfach zu akzeptieren. Die Entwicklung der Mathematik und ihre Bedeutung für die werdenden Naturwissenschaften zwangen ihn, sich mit dem Argument auseinanderzusetzen, apriorische Formbestimmtheiten der Erkenntnisinhalte existierten getrennt von dem Material der Sinnesempfindungen und seien nicht aus diesem Material gewonnen, sondern in der Struktur des Denkens selbst gelegen. Dies ist die Position, die schon Descartes bei der Analyse des cogito (als Strom der cogitationes) bezogen hatte und die durch Leibniz in der Auseinandersetzung mit Locke weiter ausgearbeitet worden war: »Es handelt sich darum zu wissen, ob die Seele an und für sich ganz leer ist, gleich einer noch unbeschriebenen Tafel (tabula rasa) (…), und ob alles, was darauf verzeichnet ist, einzig von den Sinnen und der Erfahrung herrührt; oder ob die Seele ursprünglich die Prinzipien verschiedener Begriffe und Lehrsätze enthält, welche die äusseren Gegenstände nur bei Gelegenheit ihrer wieder erwecken.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03707-7_9

Full citation:

Holz, H.H. (1998). Von der Subjektivität der Wahrnehmung zur Objektivität des Begriffs, in Einheit und Widerspruch II, Stuttgart, Metzler, pp. 208-229.

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