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220619

(2019) Handbuch kritische Theorie, Dordrecht, Springer.

Austromarxismus und Kritische Theorie

Michael R. Krätke

pp. 1-38

Der Beitrag fokussiert deutliche Verbindungslinien und Parallelen zwischen dem Austromarxismus, wie er u. a. von Max Adler, Otto Bauer, Karl Renner oder Rudolf Hilferding maßgeblich vertreten wurde, und der Kritischen Theorie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Hierzu wird in einem ersten Schritt die Forschungsprogrammatik des Austromarxismus genauer beschrieben und im weiteren Verlauf des Beitrags ausführlicher entfaltet, wie er die Programmatik, die Entwicklung und die konkrete wissenschaftliche Arbeit des Frankfurter Instituts für Sozialforschung direkt und indirekt beeinflusst hat. Dabei wird einerseits aufgezeigt, dass die auch für die spätere Programmatik bei Max Horkheimer die wichtigsten Fundamente eines interdisziplinären Materialismus bereits in der später als marginal bzw. marxistische Orthodoxie verunglimpften fünfjährigen Institutsführung durch Carl Grünberg angelegt wurden. Die mehrfache Frontstellung gegen den marxistischen Positivismus, gegen die Theorielosigkeit der offiziell "marxistischen" Sozialdemokratie und den öden Dogmatismus der Kommunistischen Parteien führten Horkheimer dazu, die Grundlinie der Grünbergschen Forschungsprogrammatik fortzusetzen. Argumentiert wird in diesem Zusammenhang also, dass die viel zitierte und gerühmte Forschungsprogrammatik eines interdisziplinären Materialismus, den Horkheimer in seiner Antrittsrede als Institutsdirektor 1931 skizziert keinen starken Bruch – wie vielfach angenommen –, sondern eine sinnvolle Erweiterung der bisherigen Praxis darstellt. Schließlich wird aufgezeigt, dass auch unter Horkheimers Regime das Institut für Sozialforschung keineswegs Fragestellungen der Ökonomie vernachlässigt hat, sondern theoretische und empirische Arbeiten der Ökonomie einen kontinuierlichen Stellenwert innehatten. Im letzten Teil des Beitrags werden mögliche Verbindungslinien und Anknüpfungspunkte zwischen der Tradition des Austromarxismus als der bis dato elaboriertesten Variante eines offenen Marxismus und der Kritischen Theorie vorgestellt, die eine seriöse theoriehistorische Betrachtung zur Kenntnis nehmen sollte.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-12707-7_9-1

Full citation:

Krätke, M. R. (2019)., Austromarxismus und Kritische Theorie, in U. H. Bittlingmayer, A. Demirović & T. Freytag (Hrsg.), Handbuch kritische Theorie, Dordrecht, Springer, pp. 1-38.

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