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(1993) Die literarische Moderne in Europa 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Folgt man einer gängigen literarhistorischen Kategorisierung, so stellt der Verismo die italienische Spielart des gesamteuropäischen Phänomens des Naturalismus dar und reproduziert dessen ästhetische und epistemologische Normen. Er erscheint aus dieser Sicht als Manifestation historisch bereits etablierter literarischer Formen, denen im Einzelfall die qualitative Anerkennung zwar nicht zu versagen ist, die aber grundsätzlich nur als Nachbildung anderweitiger, kanonischer Folien fungiert.1 Dies scheint zumal insofern plausibel zu sein, als die veristischen Texte in besonderem Maße auf den französischen Naturalismus bezogen sind und Autoren wie Zola und die Brüder Goncourt von den Veristen geradezu als Leitfiguren betrachtet wurden. Auch die historische Situation des damals jungen Nationalstaates Italien war geeignet, dieses a prima vista einleuchtende Gesamtbild zu bestätigen. Denn eine im Verhältnis zu den nördlichen Nachbarstaaten markante Verspätung der ökonomischen und gesellschaftlichen Evolution spricht durchaus auch für die epigonenhafte Übernahme schon erprobter Literaturmodelle. Da zudem in dem frisch geeinten und nur formal zentralistischen Italien die traditionelle Zersplitterung der Regionen kaum überwunden werden konnte, liegt es darüber hinaus nahe, von der Vorstellung einer partikularistisch-provinziellen Literaturszene auszugehen.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-322-93604-2_12
Full citation:
Meter, H. (1993)., Verismo und literarische Moderne, in S. Rothemann, H. J. Piechotta & R. Wuthenow (Hrsg.), Die literarische Moderne in Europa 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 299-308.
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