Repository | Book | Chapter

220223

(2016) Alfred Andersch, Stuttgart, Metzler.

"Diese Unruhe ist es, die in den geglückten Reisebüchern tickt."

Alfred Anderschs Italien

Joanna Jabłkowska

pp. 148-162

Alfred Andersch war ein aufmerksamer Reisender. Er berichtete über verschiedene Weltgegenden, die er besuchte, vom Nordpol bis Mexiko, von Großbritannien, Irland und Skandinavien bis hin zu Südeuropa: Frankreich, Spanien, Portugal, Italien samt Sardinien. 1 Am meisten fühlte er sich der italienischen Kultur verpflichtet – wenn man im schweizerischen Tessin, seiner zweiten Heimat, in der er über 20 Jahre lebte, kein ›Reiseziel‹ sehen will. In seinem Nachwort zu Wanderungen im Norden2 schrieb er über die eigenen Reiseberichte: »Zu einem geringeren oder größeren Teil ist der Tourist […] ein Geschöpf der Literatur, von ihr veranlaßt und gebildet« (GW 9, S. 160). Wenn man diese Reflexion auf die Italienreisen deutscher Dichter übertragen möchte, dann würde sich aus ihr eine logische Assoziation ergeben, die sich in sehr vielen Fällen bewahrheiten lässt: Goethes Italienische Reise (1817) war der wichtigste Ursprungstext, auf den sich die meisten Nachfolger bezogen, die im Süden nach Inspiration suchten. Denn aus dem Erlebnis der Antike wurde die klassische deutsche Literatur geboren, das »Weimarer Bildungsprogramm«.3 Andreas Erb nennt zwei Typen von Rom-Reisenden in der deutschen Literatur. Andersch gehört allerdings weder zur ersten noch zur zweiten Gruppe: Die ersten sind die »›Gläubigen‹, die seit jeher die Blüte der Stadt preisen«4 und in die Fußstapfen von Goethes »Selbstschöpfung«5 treten. Die zweite Gruppe bilden nach Erb die »Ketzer«, die »Rom-Zweifler«.6

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05482-1_7

Full citation:

Jabłkowska, J. (2016)., "Diese Unruhe ist es, die in den geglückten Reisebüchern tickt.": Alfred Anderschs Italien, in N. Ächtler (Hrsg.), Alfred Andersch, Stuttgart, Metzler, pp. 148-162.

This document is unfortunately not available for download at the moment.