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(2019) Handbuch Filmtheorie, Dordrecht, Springer.

Psychoanalytische Filmtheorie

Veronika Rall

pp. 1-18

Keine filmwissenschaftliche Theorie scheint so stark von Widersprüchen geprägt wie die psychoanalytische: Gehörte sie in den 1970er-Jahren zu den wirkungsmächtigsten Modellen der Auseinandersetzung mit dem Kino, die sogar zur Etablierung der Filmwissenschaft beitragen konnte, findet sie heute kaum noch Zuspruch. Dieser Aufsatz versucht einerseits, die Positionen wissenshistorisch aufzuarbeiten, andererseits auch, die aktuelle Relevanz einer psychoanalytisch orientierten Theoriebildung darzustellen. Die klassischen Ansätze von Jean-Louis Baudry, Christian Metz und Stephen Heath lassen sich aus dieser Perspektive als notwendige ideologiekritische Einwürfe verstehen, deren Rekurs auf die Psychoanalyse nicht immer unproblematisch ist. Insbesondere die späteren Korrekturen von Joan Copjec und Slavoj Žižek rücken jedoch die – auch heute noch – radikalen Einsichten in die Gespaltenheit der menschlichen Psyche in den Vordergrund, die in den Traumspielen und Unheimlichkeiten des Kinos seit Beginn des 20. Jahrhunderts einen materialen, visuellen Niederschlag finden. Entsprechend wäre die Psychoanalyse auch in der Filmwissenschaft als einzigartige Theorie, Methode und Praxis einer eben nicht objektivierbaren Subjektivität wieder zu entdecken, anhand derer sich nicht zuletzt die menschliche Wahrnehmung und die Liebe zum Kino reflektieren lässt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-09514-7_4-2

Full citation:

Rall, V. (2019)., Psychoanalytische Filmtheorie, in B. Groß & T. Morsch (Hrsg.), Handbuch Filmtheorie, Dordrecht, Springer, pp. 1-18.

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