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(2020) Die Arbeit am Selbst, Dordrecht, Springer.

Bourdieu, Eribon und die beschwerliche "Odyssee der Wiederaneignung"

Christian Grabau

pp. 85-104

Der Beitrag widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen einer habitustheoretischen Perspektive auf Biografie, Identität und Identitätskonstruktion. Neben den Konzepten von Pierre Bourdieu spielt dabei die Arbeit von Chantal Jaquet (2018) eine besondere Rolle. Jaquet liest Bourdieu gegen Bourdieu und konzipiert eine "Theorie der Nicht-Reproduktion", die den Fokus auf die Schwierigkeiten und Brüche bei der Arbeit am eigenen Selbst legt, auf den Riss, der sich auftut, wenn sich Menschen von dem ihnen zugewiesenen Platz entfernen. Diesen Riss hat Bourdieu einen "gespaltenen Habitus' genannt: Diejenigen, die sich von ihrer angestammten Position entfernen, verändern sich und können nicht mehr zurück; sie werden aber auch nicht wirklich irgendwo ankommen. In ihren Autosoziobiografien zeigen Bourdieu und Didier Eribon, dass sich die "Klassenübergänger" in keiner der beiden Welten heimisch fühlen und zu einer nicht abzuschließenden ‚Arbeit an sich selbst" gezwungen sind. Sie verdeutlichen auf diese Weise, dass Identität eine Chimäre ist und die Vorstellung eines stabilen Ichs eine Illusion; sie führen aber zugleich das immer wieder aufkeimende Begehren nach Identität vor Augen, das Begehren nach einer Wiederaneignung der Vergangenheit, nach Rückkehr zu jener Welt der Deklassierten, der man entronnen war.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-23580-2_5

Full citation:

Grabau, C. (2020)., Bourdieu, Eribon und die beschwerliche "Odyssee der Wiederaneignung", in U. Deppe (Hrsg.), Die Arbeit am Selbst, Dordrecht, Springer, pp. 85-104.

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