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200037

(2018) Sozialpsychologie und Sozialtheorie II, Dordrecht, Springer.

Gemeindepsychologie

Jarg Bergold, Olaf Neumann

pp. 201-214

Im folgenden Kapitel wird die Gemeindepsychologie (GP) dargestellt, deren zentrale Analyseeinheit die "Person im Kontext" ist. Damit unterscheidet sie sich grundlegend von der klassischen Psychologie, welche auf das Individuum als Analyseeinheit fokussiert. Die menschliche Entwicklung wird von der GP immer als Entwicklung dieser Einheit von Person und sozialem und materiellem Kontext – der menschlichen Gemeinschaft (community) – gesehen. Das können zum Beispiel eine Familie, eine Schule, eine Firma, aber auch ein Dorf, eine ethnische Gruppe oder eine spezifische Kultur sein. Die GP hat theoretische Konzepte zum Verständnis sozialer Verhältnisse entwickelt, die von Werten wie Gleichheit, Gerechtigkeit und Anerkennung des Mitmenschen in seiner Andersartigkeit geprägt sind. Durch die Analyse der gesellschaftlichen Machtverhältnisse auf unterschiedlichen Ebenen wird versucht, kritisch diejenigen Formen der Machtausübung zu identifizieren, welche zur Entstehung und Aufrechterhaltung sozialer und psychischer Probleme beitragen. Auf dieser Grundlage entstanden Praxismethoden, die Menschen aus marginalisierten Gruppen dabei unterstützen, sich zu ermächtigen, Unterdrückung zu überwinden und ihre Ressourcen zu entdecken und zu entwickeln; die Methoden tragen so dazu bei, individuelle und kollektive Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden zu fördern. Der Schwerpunkt gemeindepsychologischer Arbeit liegt auf Prävention, Empowerment und Veränderung der Lebensbedingungen. Auch in der Forschung ist die GP bestrebt, Gleichberechtigung zwischen allen Beteiligten herzustellen und das hierarchische Verhältnis von "Forschenden" und "Beforschten" aufzulösen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-19582-7_15

Full citation:

Bergold, J. , Neumann, O. (2018)., Gemeindepsychologie, in O. Decker (Hrsg.), Sozialpsychologie und Sozialtheorie II, Dordrecht, Springer, pp. 201-214.

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