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199383

(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Eine Zürcher Szene

René König

pp. 402-403

Eines Nachts im Jahre 1941 wurde ich Zeuge einer Szene in Zürich, die ganz in diesen Rahmen gehörte. Ich hatte mit zwei Zürcher Künstlern, einem Maler und einem Bildhauer, mit ein paar anderen Zürcher Filmleuten in einer Beiz der Altstadt im Niederdorf gesessen, wo wir die Kriegsereignisse diskutierten, die wieder einmal eine schreckenerregende Wendung genommen hatten. Außerdem hatten wir alle reichlich und sicher zuviel getrunken. So dachte zur unvermeidlichen Zürcher Polizeistunde von Mitternacht zunächst niemand daran, nach Hause zu gehen, bis uns der Wirt energisch hinauskomplimentierte. Die Filmleute luden uns in ihr Atelier ein, das nur ein paar Schritte von unserer Beiz entfernt war. Wir folgten ihnen, in den Armen noch zwei Literflaschen mit Wein und landeten nach ein paar Minuten in einem der Ausdehnung und der Höhe nach überdimensionierten Kellerraum, wo die Muster von den je nachdem hohen oder breiten Reklamebildern für Kinos an den Wänden hingen, aufgerollt in den Ecken standen oder noch unfertig auf zwei langen Reihen von Tischen lagen. Auf diesen, aber auch am Boden und auf Hockern standen mit Farben gefüllte Kessel oder einfache Konservendosen mit breiten, besenartigen oder schmalen Pinseln, die wie Scheuerbürsten wirkten. Es war klar hier wurden nach Mustern, die auf kleinen Staffeleien auf den Tischreihen standen, die Reklameschilder, die Aushängeschilder der Zürcher Kinos hergestellt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_34

Full citation:

König, R. (1999). Eine Zürcher Szene, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 402-403.

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