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199383

(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Jakob Taubes und Manès Sperber

René König

pp. 399-401

Im übrigen wurde ich mir in Zürich auch der Spannungen zwischen Polen und Juden bewußt. Unter den einfachen Mannschaften befand sich ein Jude, Pomeranz war sein Name, der sich auch als solcher fühlte und verhielt. Er war von den anderen (im Mannschaftsgrad) voll akzeptiert; ich bezweifle, daß die Offiziere ihn akzeptierten, aber ich habe mit ihnen nicht darüber gesprochen. Außerdem traf ich übrigens in Zürich einen alten polnischen Studienkameraden aus dem orientalischen Institut in Wien wieder, Dr. Zwi Taubes; er war jetzt zum Rabbiner in Zürich aufgerückt. Seine Frau stammte aus Chodorów an der polnisch-rumänischen Grenze, wo mein Vater eine Zuckerfabrik gebaut oder erweitert hatte (ich kann mich nicht mehr genau erinnern). Sein Sohn Jacob Taubes aber studierte bei mir und verfaßte eine vorzügliche Dissertation über "Abendländische Eschatologie", die auch als Buch (in der von mir begründeten Reihe "Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie", Bd. 3, Bern 1947) erschienen ist und ziemliche Aufmerksamkeit erregte. Hier war das Interesse von Taubes noch stark theologisch und eschatologisch ausgerichtet, wie wohl auch sein Vater gewünscht hätte, daß er ebenfalls Rabbiner würde, was er aber nicht tat (jedenfalls nicht in der Zeit von Zürich). Wir verloren uns aus den Augen, nachdem ich Zürich 1953 verlassen hatte, aber ich traf ihn im Jahre 1957 ausgerechnet auf der Straße in New York vor der Columbia University, wo ich als Gastprofessor Soziologie und er Religionsgeschichte lehrte.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_33

Full citation:

König, R. (1999). Jakob Taubes und Manès Sperber, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 399-401.

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