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199383

(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Reinhard Heydrich

René König

pp. 359-364

Andere Menschen hatten viel größere Schwierigkeiten, den Häschern des Nationalsozialismus zu entkommen. Andererseits weiß ich erst seit 1984, daß ich bei der SS bereits auf der Schwarzen Liste stand, die man heute im Bundesarchiv in Koblenz einsehen kann Am 16. Januar 1984, also 50 Jahre später, kam mir erst ein Dokument auf den Tisch, das meine Flucht von 1937 voll und ganz rechtfertigte. Unter dem Datum vom Juni 1936 wird mein Universitätsbuch von 1935 schärfstens angegriffen, dabei hatte ich nur die typisch deutschen Züge der Universitätsreform von Wilhelm von Humboldt den zeitgenössischen Deutschen wieder in Erinnerung gerufen. Aber in ihrem Irrwahn hatten die Deutschen das Beste vergessen, was sie in der Vergangenheit geschaffen hatten: die Philosophie des deutschen Idealismus von Kant bis Hegel und die daraus hervorgewachsene neue deutsche Universität, deren Reform besiegelt wurde mit der 1815 erfolgten Begründung der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, die zu Unrecht so hieß, sondern wie heute den Namen Humboldts hätte tragen müssen. Und genau das verbat sich der Chef des Sicherheitshauptamtes, weil Humboldt sich schon damals damit beschäftigte, die "Grenzen der Wirksamkeit des Staates' zu bestimmen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_23

Full citation:

König, R. (1999). Reinhard Heydrich, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 359-364.

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