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199383

(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Spanien zwischen Faschismus, regionaler Emanzipation und Katholizismus

René König

pp. 199-211

Ich sagte schon, daß ich als Kind einige Male in Spanien war und dann nochmals mit meinem Freunde Erich Ruschkewitz im Sommer des Jahres 1924 als Oberprimaner. Von dieser Reise brachte ich meine tiefsten Eindrücke mit, die mich jahrelang verfolgten und über die ich mich auch mit Stanislaw Przybyszewski besprach. Sie betrafen vor allem die (wie Przybyszewski sie nannte) satanistische Phase Goyas, die für mich zum Prototyp des Expressionismus wurde; aber ich war ebenso nachhaltig beeindruckt von seinen Stichserien »Los desastres de la guerra«, »Los proverbios«, »Los caprichos« und anderen sowie schließlich von seinen mehr politischen Bildern wie der gegen die napoleonische Herrschaft sich wendenden Erschießungsszene, von der ich nicht ahnen konnte, wie aktuell sie vierzehn Jahre später wieder werden sollte. El Greco wurde mir — in Madrid wie in Toledo — ein ebenso erschütterndes Erlebnis wie vor allem die Bilder von Tizian im Museum des Prado. Im übrigen wurde mir schon damals klar, was sich mir seither immer wieder bestätigt hat, nä-lich wie wenige wirklich große Maler es gibt, die ein Œuvre und nicht nut einzelne gute Bilder hinterlassen haben. Für mich blieben schon damals eigentlich nur Rembrandt und Tizian Später hatte ich allerdings kaum Gelegenheit, darüber nachzudenken; denn einerseits begann ich mein Studium, andererseits erlebte ich den Aufstieg des Nationalsozialismus, dem bald in Spanien eine ähnliche »Revolution« folgte, die damit anhob, daß der »allerchristlichste« General Franco afrikanische und mohammedanische Truppen gegen seine katholischen Landsleute und gegen eine legal gewählte Regierung einsetzte.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_13

Full citation:

König, R. (1999). Spanien zwischen Faschismus, regionaler Emanzipation und Katholizismus, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 199-211.

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