Repository | Book | Chapter

199383

(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Zurück nach Deutschland

René König

pp. 147-170

Einmal Emigrant, immer Emigrant. Dieser Satz ist nicht ganz falsch. Als ich im November 1946, zum ersten Male seit meinem Exodus, mit Dokumenten der französischen Militärregierung über die Grenze bei Säckin­gen nach Deutschland einreiste, um meine zukünftigen Schwiegereltern zu besuchen, kam ich in ein völlig fremdes Land. Alles Argumentieren hilft darüber nicht hinweg: Ich hatte mich mit der Sache der Alliierten seit 1939 so voll und ganz identifiziert, daß mir Deutschland weitgehend aus den Augen entschwunden war. Außerdem hatte ich mich auch mit der Schweiz so gründlich identifiziert — ich war »eingeteufelt«, wie mein ver­storbener Freund Ernst Howald einmal sagte —, daß sich sogar meine Sprache verändert hatte. Nicht daß ich Schwyzertütsch gesprochen hätte; aber ich war so weit akzeptiert, daß Kollegen und Studenten mit mir Schwyzertütsch sprachen, während meine Beherrschung dieser unendlich nuancierten Mundart für ein anspruchsvolles Gespräch nicht ausreichte, so daß ich beim Schriftdeutschen blieb. Allerdings hatte sich diese Spra­che bei mir unversehens beträchtlich geändert, so daß mein Deutsch nach acht Jahren Schweiz nicht mehr das gleiche war wie vorher.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_10

Full citation:

König, R. (1999). Zurück nach Deutschland, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 147-170.

This document is unfortunately not available for download at the moment.