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199383

(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Zürich

Das Lehren der Soziologie

René König

pp. 121-138

An sich besteht die Tätigkeit eines Privatdozenten darin, sich zu Lasten seiner Zuhörer in der von ihm vertretenen Disziplin auszubilden. Dieses üble Geschäft habe selbstverständlich auch ich in den ersten Jahren meiner Lehrtätigkeit in Zürich betrieben. Es wurde mir allerdings sehr bald klar, daß es dabei nicht bleiben konnte. So versuchte ich nach einiger Zeit, auch nachdem sich die Rechts-und Staatswissenschaftliche Fakultät (außer der Philosophischen Fakultät I, der ich angehörte) an meiner Tätigkeit zu interessieren begann und meine Vorlesungen sowohl am Schwarzen Brett als auch im Vorlesungsverzeichnis ankündigte, mir einen Vorlesungszyklus von vier Semestern zurechtzulegen, wozu mich auch der Vertreter der allgemeinen Volkswirtschaftslehre, Manuel Saitzew, angeregt hatte. Diese Maßnahme erwies sich als um so dringlicher, weil das Interesse der Studenten an Soziologie sehr groß war und auch bald junge Leute anfragten, ob sie wohl auf diesem Gebiet promovieren könnten, wofür beide beteiligten Fakultäten volles Verständnis hatten. So begann ich, wenn ich mich recht erinnere, im Winter-Semester 1942/43 meinen Zyklus, was zunächst zur Folge hatte, daß ich meine ersten Vorlesungsskripten fortwarf und alles von vorn begann, um den Stoff besser und planmäßiger aufzuteilen. Diesen Zyklus wiederholte ich bis nach Kriegsende mehrere Male, indem ich die Grundvorlesungen allmählich von zwei auf vier Wochenstunden ausbaute, daneben ein- oder zweistündige Spezialkollegs über aktuelle Themen hielt und die Forschung in den Übungen behandelte, wo ich das Glück hatte, schon früh eine Reihe sehr kluger und selbständiger Studenten zu haben, mit denen mich teilweise noch heute freundschaftliche Beziehungen verbinden.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_8

Full citation:

König, R. (1999). Zürich: Das Lehren der Soziologie, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 121-138.

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