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Charakteristisch für die Entwicklungsgeschichte der Soziologie zu einer eigenständigen Wissenschaftsform mit eigenem Erkenntnisgegenstand, -ziel sowie mit eigener Erkenntnismethode ist die vielfältige Auseinandersetzung mit der Psychologie. Georg Simmel und Max Weber vertreten die Auffassung, daß die Soziologie keine psychologische Theorie ist, ferner, daß die Psychologie ihrerseits eine empirische Einzelwissenschaft darstellt. Als zwei selbständige Erfahrungswissenschaften verdanken die Soziologie und die Psychologie ihre jeweilige Existenzberechtigung und -bedeutsamkeit unterschiedlichen Distanznahmen und Abstraktionen von der wirklichen Realität. Außerdem hält Simmel die Psychologie für das Apriori der sinnhaften historischen sowie sozialen Welt, das diese von der sinnfremden Naturwelt grundsätzlich abheben läßt. Ferner spielt die Psychologie in Simmels Diskussion zur Moralwissenschaft sowie in seiner philosophischen Studie zum Geld im Hinblick auf das moderne Kulturleben eine grundlegende Rolle. Demgegenüber faßt Weber die verstehende Psychologie, die Psychopathologie sowie die naturwissenschaftlich orientierte Psychophysik als so wichtige Erkenntnismittel des menschlichen Handelns wie die Soziologie auf. Es bleibt auf der anderen Seite auch bezeichnend, daß bei Simmel der Ästhetik und der Philosophie ein gleichberechtigter Erkenntniswert wie der Soziologie beigemessen wird. Im Gegensatz dazu macht die Soziologie bei Weber als einzelwissenschaftliche Erkenntnisform einen konstitutiven Bestandteil seines kulturwissenschaftlichen Forschungsprogramms aus, das daneben zugleich auch Nationalökonomie, Geschichte und Staatslehre umfaßt. In diesem Teil soll es um die wichtigen wissenschaftslogischen Dimensionen der Gedankenwelt Simmels und Weber gehen: Das Verhältnis von Psychologie, Philosophie und Soziologie und das Verhältnis von Soziologie, Philosophie und Ästhetik.

DOI: 10.1007/978-3-663-10146-8_8

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