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(2016) Denken ohne Sprache, Dordrecht, Springer.
Der Leistungsvergleich zwischen dem sprachlichen und den nicht-sprachlichen Systemen des Denkens ergibt keineswegs, dass das sprachliche System in allen Hinsichten dem szenisch-phantasmatischen System überlegen ist. Beide Systeme erstrecken sich weitgehend auf die gleichen Gegenstände, es gibt jedoch einzelne Bereiche, in denen jeweils eines der Systeme überlegen ist. Das szenisch-phantasmatische System erreicht z. B. nicht dieselbe Höhe der Abstraktion wie die Sprache, negative Überzeugungen Anderer (false belief) sind in analogischer Semantik schwierig vorzustellen, dasselbe gilt für imaginäre oder nicht-sichtbare Entitäten wie z. B. Gott, die allgemeine Vorstellung der Kausalität usw. Es ist aber problematisch, die Höhe der Abstraktion oder spezielle Leistungen wie den false belief als einziges Kriterium für die Leistung des Denkens im Ganzen anzusehen. Es gibt auch Bereiche des Denkens, in dem nicht-sprachliche Systeme Vorteile aufweisen, z. B. bei komplexen sozialen Beziehungen, komplexen Entscheidungen oder vielen Interaktionen, die zugleich geschehen. Dies ist sprachlich nicht leicht zu realisieren, denn Urteile stellen jeweils nur wenige Relationsglieder vor, und eine größere Komplexion kann nur nacheinander gedacht werden.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-319-25757-0_6
Full citation:
Lohmar, D. (2016). Leistungsvergleich von szenisch-phantasmatischem und sprachlichem Denken, in Denken ohne Sprache, Dordrecht, Springer, pp. 183-218.
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