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198473

(2016) Die akademische Psychologie, Dordrecht, Springer.

Erste Anstöße zu psychologischem Denken

Monika Pritzel

pp. 95-117

Als Inbegriff der Glanzzeit und gleichzeitig des Ursprungs allen psychologischen Denkens in der antiken ▶ Philosophie , deren Auswirkungen bis in die Psychologie der Gegenwart hineinreichen, stehen zwei der bekanntesten und einflussreichsten Gelehrten der europäischen Geistesgeschichte: ▶ Platon (428–348 v. Chr.) und ▶ Aristoteles (384–324 v. Chr.) . Eigentlich müsste man sagen, es handelte sich um drei Geistesgrößen, denn ohne ▶ Platons Lehrer ▶ Sokrates (ca. 470–399 v. Chr.), den "Meister aller Meister", sind die Beiträge der beiden erstgenannten Persönlichkeiten wiederum nicht zu denken. ▶ Sokrates setzte insofern den Anfang, als für ihn die geistige Geschlossenheit einer akademischen Auseinandersetzung (griech. theoreia "Kontemplation") – heute würde man sagen, die Entwicklung von Theorien – das allein gültige Maß für die rationale Begründung diverser Tugenden, sprich ethisch begründbarer Handlungsweisen, darstellte. Er gab somit auch die Standards allen wissenschaftlich begründeten psychologischen Denkens vor. ▶ Sokrates hat zwar, wie seine im vorigen Kapitel genannten Vorgänger, die ▶ Vorsokratiker , auch, "nichts geschrieben", gilt aber dennoch als der Begründer der abendländischen ▶ Philosophie. Hauptgrund dafür war seine methodische Art zu fragen. Damit hat er eine neue Form des Denkens entwickelt, eine, die sich aus dem Dialog entwickelte und so Schritt um Schritt den Weg offenlegte, zu erforschen, was wir denken und wie wir das tun. Unter den Anhängern seiner dialektischen Methode war ▶ Platon derjenige, der seine Ideen am nachhaltigsten verinnerlichte und verschriftlichte bzw. nachzeichnete. So etwa, indem er dessen Ansicht verdeutlichte, alle gesellschaftlichen und moralischen Normen seien jeweils ebenso vorbehalt- wie rücksichtslos zu prüfen, denn nur das selbst erkannte Wissen sei letztlich wesentlich. Wie aber Menschen zu ihren persönlichen Erkenntnissen gelangten, welche Ideen und Annahmen hinter den jeweils zu prüfenden Auffassungen steckten, erfuhr man ▶ Sokrates' Meinung nach am ehesten im Gespräch, einer Art der Gesprächsführung, die er als ▶ Mäeutik bezeichnete.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-662-48189-9_5

Full citation:

Pritzel, M. (2016). Erste Anstöße zu psychologischem Denken, in Die akademische Psychologie, Dordrecht, Springer, pp. 95-117.

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