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223875

(2008) Handbuch Medienpädagogik, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Systemtheorie

Tilmann Sutter

pp. 160-165

Um den Zugang der Systemtheorie zu den Medien zu verstehen, ist es hilfreich, sich zunächst den grundlegenden Zusammenhang von Gesellschaft, Kommunikation und Medien vor Augen zu führen. Gesellschaft wird in der Systemtheorie als "das umfassende System aller aufeinander Bezug nehmenden Kommunikationen" begriffen (Luhmann 1986: 24). Gesellschaftsanalyse ist deshalb immer Kommunikationsanalyse, und soziale Phänomene werden als bestimmte Formen kommunikativer Prozesse analysiert. Daher spielen Kommunikationsmedien eine zentrale Rolle in der Gesellschaft, die schon früh in ihrer Entwicklung auf eine bestimmte Form von Kommunikationsmedien angewiesen ist: auf Verbreitungsmedien. Jenseits der einfachen, auf überschaubare Interaktionsgefüge und mündliche Überlieferung gestützten Gesellschaft stellt sich in der gesellschaftlichen Entwicklung das Problem, wie Kommunikation über größere räumliche und zeitliche Distanzen hinweg verbreitet werden kann. Verbreitungsmedien der Kommunikation sind "evolutionäre Errungenschaften" (Luhmann 1997: 505ff.). In ihrer Entstehung und Weiterentwicklung von Schrift und Druck bis zu den heutigen elektronischen Medien antworten sie auf das Problem, wie in einer immer weiter ausdifferenzierten Gesellschaft sowohl Möglichkeiten der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung als auch die kommunikative Erreichbarkeit der Adressaten gesichert werden können. In der modernen Gesellschaft wird dieses Problem durch Massenmedien gelöst. Die heutige Gesellschaft ist in einem derart hohen Maße abhängig von Massenmedien, dass Niklas Luhmann zu Beginn seiner mediensoziologischen Analysen festhält: "Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien" (Luhmann 1996: 9).

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-91158-8_20

Full citation:

Sutter, T. (2008)., Systemtheorie, in U. Sander, F. Von Gross & K. Hugger (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 160-165.

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