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220325

(1993) Mensch — Natur, Wiesbaden, Vieweg+Teubner.

Natur — ein Thema für die Psychologie?

Gernot Böhme

pp. 27-39

Natur ist zunächst einmal der Gegenstand der Naturwissenschaften. Dies liegt schon vom Wortlaut her nahe. Andererseits wurde die naturwissenschaftliche Konstitution des Gegenstandes Natur dort nur unzureichend reflektiert. Naturwissenschaft redet nicht von Natur, sondern von Massen, von Feldern, von Organismen, von ihrem raumzeitlichen Zusammenhang und ihrer Entwicklung. Die mit dem Naturbegriff der Naturwissenschaften induzierte Praxis vollzieht sich im Modus der materiellen wie intellektuellen Aneignung der Natur nach vom Menschen gesetzten Prinzipien und Kategorien. Die Folgen dieser uniformen Naturerschließung sind heute allgemein bekannt. Die global und drastisch zunehmenden ökologischen Probleme und die damit verbundene Gefährdung menschlichen Daseins auf dem Planeten Erde läßt uns nun empfindlich spüren, daß der Zugang zur Natur im Rahmen der Natur- und Ingenieurwissenschaften seine Kosten hat. Von daher scheint es schon gerechtfertigt, daß sich auch andere Disziplinen dem Thema Natur annähern. Dies wird freilich aus einer anderen und erweiterten Perspektive her erfolgen müssen, will man sich nicht diesselben blinden Flecken zuschulden kommen lassen wie eben die Naturwissenschaften. Solche Alternativen in der Thematisierung der Natur lassen sich über naturphilosophische Überlegungen (vgl. Böhme 1992) oder die Naturästhetik (vgl. Böhme 1989) gewinnen. Es liegt aber auch nahe, daß die nichtnaturwissenschaftlichen Einzeldisziplinen Fragestellungen entwickeln, die das moderne Verhältnis von Mensch und Natur thematisieren.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-90632-8_3

Full citation:

Böhme, G. (1993)., Natur — ein Thema für die Psychologie?, in H. Seel, R. Sichler & B. Fischerlehner (Hrsg.), Mensch — Natur, Wiesbaden, Vieweg+Teubner, pp. 27-39.

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