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219655

(2010) Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler.

Soziologie

Michael Heinlein, Oliver Dimbath

pp. 276-287

Mit den Worten »Ich bin nicht Stiller!« versucht der Protagonist Anatol Ludwig Stiller in Max Frischs gleichnamigem Roman nicht nur unter dem Decknamen Mr. White, seine ›Identität‹ vor der schweizerischen Justiz zu verbergen. Der Satz versinnbildlicht auch den Versuch eines völligen Neuanfangs, der die Ausgangsproblematik des Buches darlegt. Seiner selbst ebenso wie seiner Umwelt überdrüssig taucht der Bildhauer Stiller unter, um in der Ferne ein neues Leben zu beginnen. Das Vorhaben scheitert jedoch und führt ihn letztlich zurück in die alte ›Heimat‹, wobei auch hier der Wunsch, das alte Ich zu ersetzen — wenngleich unerfüllt — erhalten bleibt. Frischs Roman wirft ein Gedächtnisproblem auf, das nicht auf das vergessen wollende Individuum begrenzt ist. Das Problem des Gedächtnisses wird auch in der Gesellschaft angesiedelt: Stiller hat es nämlich einerseits mit einer Gesellschaft zu tun, die sich gleichsam im Kopf des Einzelnen befindet und den Neuanfang in einem anderen sozialen Umfeld verhindert.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00344-7_31

Full citation:

Heinlein, M. , Dimbath, O. (2010)., Soziologie, in C. Gudehus, A. Eichenberg & H. Welzer (Hrsg.), Gedächtnis und Erinnerung, Stuttgart, Metzler, pp. 276-287.

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