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Die Erfindung des Kollektiven Gedächtnisses

Eine kurze Geschichte der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung

Astrid Erll

pp. 15-39

Wenn in diesem Kapitel von der ›Erfindung‹ des kollektiven Gedächtnisses die Rede ist, so soll damit betont werden, dass im Folgenden nicht eine Sachgeschichte, sondern eine Forschungsgeschichte rekapituliert wird. Stiftung, Pflege und Reflexion des kulturellen Erbes scheinen zur anthropologischen Grundausstattung des Menschen zu gehören, und die Sachgeschichte des kollektiven Gedächtnisses ist bis in die Antike zurückzuverfolgen. Allerdings setzte erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Phänomenen ein. Formen des kollektiven Bezugs auf Vergangenheit wurden bewusst beobachtet und zum Gegenstand kulturwissenschaftlicher Theoriebildung gemacht. Die kulturwissenschaftliche Grundannahme von der Konstruiertheit menschlicher Sinnwelten und Erinnerungen gilt dabei allerdings auch für die Ebene der Theoriebildung: Jede theoretische Annahme über Inhalte oder Funktionsweisen des kollektiven Gedächtnisses ist selbst ein Konstrukt und hat mehr von einer wissenschaftlichenErfindung‹ als von einem Auffinden kultureller Gegebenheiten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05190-5_2

Full citation:

Erll, A. (2011). Die Erfindung des Kollektiven Gedächtnisses: Eine kurze Geschichte der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung, in Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, Stuttgart, Metzler, pp. 15-39.

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