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217702

(2003) Im Zug der Zeit, Dordrecht, Springer.

Avantgarde und Politische Geschichtssinnverwaltung

Hermann Lübbe

pp. 119-154

"Cultus ist vor Allem Einheit des künstlerischen Stiles in allen Lebensäußerungen eines Volkes", dekretierte Nietzsche prätentiös 1873 in seiner ersten "unzeitgemäßen Betrachtung" mit ihrer Polemik gegen "David Strauß, den Bekenner und den Schriftsteller"1. Dieser oben bereits zitierte Satz ist für sich genommen nahezu unverständlich. Man vermöchte nicht zu sagen, was es denn heißen solle, daß ein ‚künstlerischer Stil" ‚alle Lebensäußerungen eines Volkes' präge. Und daß erst "Einheit" dieses Stils ein Volk zu einem kultivierten Volk mache, klingt für heutige Ohren wie eine kulturpolitische Intellektuellen-Verfügung von Willkür und Arroganz. Nietzsche zögert auch nicht, "Barbarei" zu nennen, was sich zu seiner Verfügung konträr verhält, nämlich das ‚chaotische Durcheinander aller Stile". In dieser Barbarei, "in diesem chaotischen Durcheinander aller Stile", lebe "aber der Deutsche unserer Tage".

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-540-38360-4_5

Full citation:

Lübbe, H. (2003). Avantgarde und Politische Geschichtssinnverwaltung, in Im Zug der Zeit, Dordrecht, Springer, pp. 119-154.

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