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204433

(2017) Handbuch Körpersoziologie I, Dordrecht, Springer.

Sinne

Sophia Prinz

pp. 119-124

Als theoretische Konzepte haben die Begriffe "Sinne" (von lat. 'sensus") und "Sinnlichkeit" (von lat. 'sensualitas' und 'sensibilitas") zunächst in der philosophischen Erkenntnistheorie an Profil gewonnen. Die Unterscheidung von fünf körperlichen Modi der Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken), die Differenzierung von einem "äußeren" Sinnesempfinden und einer mentalen Innenwelt, sowie Überlegungen zur funktionalen Koppelung von sensorischer Wahrnehmung einerseits und intellektuellen Erkenntnisakten andererseits finden sich in Ansätzen bereits bei den Vorsokratikern sowie in der antiken chinesischen und indischen Philosophie. Die in der griechischen Philosophie angelegte latente Geringschätzung der sinnlichen Wahrnehmung (Aisthesis) gegenüber dem Logos sowie die damit verknüpfte Hierarchisierung der Sinne hat die gesamte abendländische Philosophie- und Kulturgeschichte geprägt. Wie sich bereits an dem platonischen Kernbegriff "idéa" ablesen lässt, der von dem Verb idein ("erblicken", 'sehen") abstammt und sich in etwa mit "Wesensschau" übersetzen lässt, wurde dabei dem Sehsinn am meisten "Erkenntnisfähigkeit" attestiert.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-04136-6_20

Full citation:

Prinz, S. (2017)., Sinne, in R. Gugutzer, G. Klein & M. Meuser (Hrsg.), Handbuch Körpersoziologie I, Dordrecht, Springer, pp. 119-124.

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