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199977

(2010) Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Gesundheitspsychologie

Monika Sieverding

pp. 189-201

Sind Frauen kränker als Männer? Was macht Frauen krank? Warum sterben Männer früher? Geschlechtsunterschiede in Morbidität und Mortalität haben seit den 1970er Jahren zunehmende Aufmerksamkeit erlangt, zunächst vor allem in Hinblick auf die Gesundheit der Frauen. Eine Reihe von Arbeiten setzte sich beispielsweise mit der Frage auseinander, ob und inwiefern Frauen "das kränkere" Geschlecht seien. Die amerikanische Soziologin Verbrugge beispielsweise wunderte sich: "How can the sicker sex have greater longevity?" (Verbrugge, 1976), und auch in Deutschland erschienen mehrere Veröffentlichungen zur Frauengesundheit (s. z.B. Hagemann-White, 1994; Schneider, 1981). In den ersten deutschsprachigen Lehrbüchern für Gesundheitspsychologie, die in den 1980er und -90er Jahren erschienen, waren Geschlechtsunterschiede in Gesundheit und Gesundheitsverhalten sowie Versuche, diese zu erklären, jedoch noch kein Thema. Dabei ist die Variable "Geschlecht" eine sehr entscheidende Variable zur Vorhersage von gesundheitsrelevantem Verhalten, von Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen und nicht zuletzt für die Lebenserwartung. Will man beispielsweise vorhersagen, welche Personen ein bestimmtes gesundheitliches Risikoverhalten mit höherer Wahrscheinlichkeit ausüben werden, ist die Variable "Geschlecht" ein sehr guter Prädiktor. Riskanter Alkoholkonsum, gefährliche Sportarten oder riskantes Autofahren sind deutlich häufiger bei Männern zu finden. Frauen haben dagegen öfter ein gestörtes Verhältnis zu ihrem eigenen Körper und entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit Essstörungen wie Bulimie (Ess-Brechsucht) oder Magersucht. Beim Rauchen gab es bis vor kurzem mit überwiegend männlichen Rauchern ebenfalls einen klaren Geschlechtsunterschied, der sich jedoch in den letzten Jahren stark verringert hat; insbesondere in jüngeren Altersgruppen haben die Mädchen und jungen Frauen "aufgeholt".

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-92180-8_11

Full citation:

Sieverding, M. (2010)., Gesundheitspsychologie, in G. Steins (Hrsg.), Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 189-201.

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