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199295

(2011) Soziale Differenzierung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Differenzierung und strukturierte soziale Ungleichheit – gleichrangige Strukturprinzipien von Industriegesellschaften

Jörg Rössel

pp. 377-397

Die sozialwissenschaftliche Beschreibung der Struktur von gegenwärtigen Gesellschaften rekurriert zumeist auf zwei alternative Konzepte: einerseits die Vorstellung der Differenzierung von Bereichen der Gesellschaft nach sinnhaften Leitkriterien, andererseits die soziale Ungleichheit der Verteilung von Ressourcen in der Bevölkerung (Schwinn 2007: 6). Im theoretischen Diskurs über Differenzierung ist vor allem das Konzept funktionaler Differenzierung im Anschluss an Luhmanns Systembegrifflichkeit dominant (Schimank 2009; Berger 2003). Soziale Ungleichheit wird dort zwar zur Kenntnis genommen (Luhmann 1985: 152; Luhmann 1995: 249; Nassehi 2004: 114; Stichweh 2004: 354) und als Folge des Operierens funktional ausdifferenzierter Teilsysteme betrachtet, aber ihr wird keine gesellschaftliche Funktion bzw. Relevanz zugesprochen. Der Klassenbegriff dient nach Luhmann demzufolge lediglich zur Selbstbeschreibung funktional differenzierter Gesellschaften, die die unabweisbare Ungleichverteilung von hoch bewerteten Ressourcen erfasst, der Klassenzugehörigkeit kommt aber für das Verhalten von Akteuren in Interaktionen keinerlei Bedeutung mehr zu (Luhmann 1985: 131–133; vgl. auch die Bourdieulektüre von Kieserling 2008). Dafür ist ausschließlich deren sinnhafte Orientierung an spezifischen Funktionssystemen relevant, aber nicht die Klassenposition der beteiligten Personen. Damit wird in der Konzeption funktionaler Differenzierung der sozialen Ungleichheit als Strukturmerkmal von Gegenwartsgesellschaften eine ausgesprochen geringe theoretische Bedeutung zugemessen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-93143-2_17

Full citation:

Rössel, J. (2011)., Differenzierung und strukturierte soziale Ungleichheit – gleichrangige Strukturprinzipien von Industriegesellschaften, in T. Schwinn, C. Kroneberg & J. Greve (Hrsg.), Soziale Differenzierung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 377-397.

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