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198514

(2018) Sprachliche Gewalt, Stuttgart, Metzler.

Wahrheitsoperationen bei "alternativen Fakten"

Verschwörungstheoretische Strategien zur Abwertung von Autoritäten im Medium der Sprache

Franz Keilholz, Josephine Obert

pp. 203-221

Dass außergewöhnliche Vorkommnisse in der jeweiligen Zeitgeschichte mit angeblichen Verschwörungen von klandestin agierenden Gruppierungen erklärt werden, ist beileibe kein Phänomen der Gegenwart. Über den zeitlichen Ursprung von Verschwörungsdenken besteht in der Forschung Unklarheit – jedoch gab es bereits im Mittelalter der ohnehin wenig geachteten jüdischen Bevölkerung gegenüber zahlreiche Beschuldigungen, die in ihnen die geheimen Urheber von geplanten Brunnenvergiftungen, Hungersnöten und Krankheitsausbrüchen gesehen haben. Spätestens im Umfeld der Französischen Revolution verbreiteten sich flächendeckend Theorien über konspirative Bewegungen, wahlweise Freimaurer, Jakobiner, Juden oder Illuminaten, als Strippenzieher derselben (vgl. Rogalla von Bieberstein 2008: 83 ff.). Die Verknüpfung zu einer »freimaurerisch-jüdischen Konspiration« manifestierte sich zum Ende des 19. Jahrhunderts im antisemitischen Pamphlet »Protokolle der Weisen von Zion«, welches vorgibt, Dokumente von jüdischen Weltverschwörern zu enthalten. Obwohl diese bereits in den 20er Jahren als Fälschung enttarnt wurden, setzte die NSDAP die Verbreitung des Inhalts zu verheerenden propagandistischen Zwecken ein.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-04543-0_10

Full citation:

Keilholz, F. , Obert, J. (2018)., Wahrheitsoperationen bei "alternativen Fakten": Verschwörungstheoretische Strategien zur Abwertung von Autoritäten im Medium der Sprache, in F. Klinker, J. Scharloth & J. Szczęk (Hrsg.), Sprachliche Gewalt, Stuttgart, Metzler, pp. 203-221.

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