Repository | Book | Chapter

198514

(2018) Sprachliche Gewalt, Stuttgart, Metzler.

(Un)Höflichkeit

Indirekte Formen sprachlicher Aggression

Joanna Szczęk

pp. 29-40

»Die Höflichkeit nämlich ist die konventionelle und systematische Verleugnung des Egoismus in den Kleinigkeiten des täglichen Verkehrs und ist freilich anerkannte Heuchelei: dennoch wird sie gefordert und gelobt; weil, was sie verbirgt, der Egoismus, so garstig ist, daß man es nicht sehen will, obschon man weiß, daß es da ist: wie man widerliche Gegenstände wenigstens durch einen Vorhang bedeckt wissen will« (Schopenhauer 1962: 729, Herv. J. S.) – lautet das bekannte Zitat von Schopenhauer, in dem auf die Funktion der Höflichkeit eingegangen wird. Sie wird dabei als ein Mittel verstanden, dem die Rolle zukommt, die sogenannten unschönen Dinge des Alltags zu verdecken, als »Luftkissen«, das die Aufgabe hat, »die Stöße des Lebens zu mildern« oder einem dazu zu verhelfen, »eine mäßige Entfernung voneinander herauszufinden, in der man sich am besten aushalten kann«, wie es in der bekannten »Parabel von den Stachelschweinen« von Schopenhauer beschrieben wird. Höflichkeit wird somit als eine Grundlage zwischenmenschlicher Beziehungen verstanden, und zwar wie folgt: »Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte«.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-04543-0_2

Full citation:

Szczęk, J. (2018)., (Un)Höflichkeit: Indirekte Formen sprachlicher Aggression, in F. Klinker, J. Scharloth & J. Szczęk (Hrsg.), Sprachliche Gewalt, Stuttgart, Metzler, pp. 29-40.

This document is unfortunately not available for download at the moment.