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222900

(1993) Politisches Denken Jahrbuch 1993, Stuttgart, Metzler.

Zu Hobbes '"Leviathan"

Hans Buchheim

pp. 47-57

Am Schluß des 47. Kapitels der von ihm selbst angefertigten lateinischen Übersetzung seines »Leviathan« begründet Hobbes, warum er dieses Werk geschrieben habe, und faßt dessen Grundgedanken in wenigen Sätzen zusammen. Hätte er nur mit Leuten rechnen können, die von Vorurteilen frei sind, so hätte er sich kürzer fassen können, um zu erklären, warum alle Bürger in ihrem eigenen Interesse verpflichtet sind, zur Erhaltung und Beschützung des Staates beizutragen, und zwar nach dem Gutbefinden dessen, dem sie die höchste Gewalt übertragen haben. Weil aber seine Landsleute von Lehren anderer Art eingenommen seien, habe er weitläufiger werden müssen, um den Menschen — wie Hobbes es am Ende der englischen Fassung formuliert — vor Augen zu führen »the mutual relation between protection and obedience.«1 Es sei nötig — so wieder im lateinischen Text -, das Übel auf die gleiche Weise zu beheben, wie es entstanden ist: Von den (damals so bezeichneten) demokratischen Grundsätzen angesteckt worden seien die Bürger durch die Lektüre der antiken Schriftsteller, und deshalb sei es nötig, sie davon wieder zurückzubringen durch gründlichen Unterricht an den Hochschulen.2 Den Kern jener »falschen Lehren« hatte Hobbes schon in seinen »Elements of Law« formuliert:3 Da der Zustand des Krieges und der Feindseligkeit sich so auswirkt, daß die Natur sich selbst zerstört und die Menschen einander töten, … so widerspricht derjenige, der in einem solchen Stande, wie es der Stand der Freiheit und des Rechtes aller auf alles ist, leben möchte, sich selbst.« Gemeint hat Hobbes damit diejenigen Zeitgenossen, die dem Staat gegenüber auf ihre natürliche, d. h. prinzipiell unbeschränkte Freiheit pochten.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03503-5_6

Full citation:

Buchheim, H. (1993)., Zu Hobbes '"Leviathan", in V. Gerhardt, H. Ottmann & M. Thompson (Hrsg.), Politisches Denken Jahrbuch 1993, Stuttgart, Metzler, pp. 47-57.

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