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207619

(1995) Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler.

Semantik und Paradoxie

Lutz Ellrich

pp. 378-398

Die Faszination an paradoxen Denkfiguren ist so alt wie das Denken selbst. Von den Griechen über Pascal und die Frühromantik bis hin zu Hegel und Schleiermacher wurden die pathologischen und kreativen Aspekte dieser Figuren analysiert und durchgespielt. Paradoxien interessierten nicht allein als logische oder dialogische Probleme, sondern empfahlen sich auch als diagnostische Instrumente, um die Struktur des Verstehens oder latente Schichten der Realität pointenreich bloßzulegen. Schon früh wurden neben den klassischen Paradoxien selbstbezüglicher Sätze diejenigen der Liebe, des Glaubens, der Moral, der Schauspielkunst, der Vernunft etc. proklamiert, um dann abwechselnd verleugnet und wiederbelebt zu werden. Dennoch kann man den Eindruck gewinnen, daß sich mit Nietzsche, Heidegger, Derrida und den Forschungen zur Selbststeuerung von Systemen »ein ganz anderer Umgang mit Paradoxien eingebürgert«2 hat, der es erlaubt, Paradoxien nicht mehr zu vermeiden oder zu umgehen3, sondern vorzuführen und zu entfalten. Die Möglichkeit, endlich ein zuvor als Gefahrenzone für den Intellekt ausgeschildertes Terrain offiziell betreten zu können, hat einen regen Austausch von Forschungsergebnissen zwischen den Disziplinen bewirkt. Ich möchte mir diese stimulierende Situation zunutze machen und zwei Ansätze miteinander vergleichen, die auf unterschiedliche Weise paradoxe Strukturen postulieren: Paul de Mans Literaturtheorie und Niklas Luhmanns Konzept sozialer Semantik.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05561-3_21

Full citation:

Ellrich, L. (1995)., Semantik und Paradoxie, in H. Birus (Hrsg.), Germanistik und Komparatistik, Stuttgart, Metzler, pp. 378-398.

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